Geschlechterunterschiede in der Humanmedizin

>Volt-Fraktion initiiert Antrag im Gesundheitsausschuss für mehr Unterstützung im Bereich Gendermedizin/Frauengesundheit in Wiesbaden

>Austausch mit Vertreter*innen des Frauengesundheitszentrums SIRONA e.V.

Gendermedizin bezeichnet die Ausübung von Humanmedizin unter expliziter Beachtung der Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Dies ist für die erfolgreiche Behandlung von Erkrankungen entscheidend, da das Geschlecht einen großen Einfluss auf Krankheitssymptome, -risiken und Therapieansätze hat. So können Frauen bei einem Herzinfarkt eher untypische Symptome wie Übelkeit oder Rückenschmerzen haben. Auch in der Forschung spielt das Geschlecht eine wichtige Rolle. In vielen Fällen erhalten Männer und Frauen nicht die gleiche medizinische Versorgung, da Frauen in der Vergangenheit in klinischen Studien oft unterrepräsentiert waren und Medikamente lediglich auf den männlichen Körper abgestimmt wurden. Dieses Phänomen bezeichnet man auch als “Gender Health Gap”. Mitunter wurden frauenspezifische Krankheiten lange gar nicht erforscht und erhalten erst jetzt die nötige Aufmerksamkeit.

Geschlechterunterschiede auch auf kommunaler Ebene beachten

Deshalb lädt die Volt-Fraktion gemeinsam mit den Kooperationspartnern Vertreter*innen des Frauengesundheitszentrum SIRONA e.V. in eine der nächsten Sitzungen des Gesundheitsausschusses ein. Es sollen unter anderem bisherige Erfahrungen und Aktivitäten in Wiesbaden aufgezeigt werden. Zudem erhofft sich die Volt-Fraktion konkrete Ansatzpunkte für Möglichkeiten zur städtischen Unterstützung. “Wir haben im vergangenen Jahr viele Anträge für die Gleichstellung von Männern und Frauen gestellt. Dazu zählen die Umsetzung des Mindestfrauenanteils im Aufsichtsrat der ESWE Verkehr, die Unterzeichnung der Europäischen Charta für die Gleichstellung von Frauen und Männern auf lokaler Ebene oder der Gleichstellungsgrundsatz in Wiesbadener Frei- und Hallenbädern. Im Gesundheitsausschuss haben wir uns in Wiesbaden jedoch noch nicht mit der Gleichstellung der Geschlechter auseinandergesetzt. Dies spiegelt auch den allgemeinen Aufklärungsstand wider. Während Benachteiligungen in Wirtschaft und im Sozialbereich thematisiert werden, wird der medizinische Bereich oft vernachlässigt. Dies ist jedoch der Bereich, in dem lebenswichtige Entscheidungen getroffen werden. Wir wollen daher mit dem Antrag den Fokus gezielt auf dieses Thema lenken. Zudem haben wir mit dem Frauengesundheitszentrum SIRONA e.V. einen kompetenten Ansprechpartner in Wiesbaden. Von einem Austausch profitieren beide Seiten”, so Achim Sprengard (Fachsprecher für Gesundheit der Volt-Fraktion).

Das Wiesbadener Frauengesundheitszentrum SIRONA e.V.

SIRONA e.V. ist ein unabhängiger gemeinnütziger Verein und vertritt im speziellen die Gesundheitsinteressen von Mädchen und Frauen. Gefördert wird die physische und psychische Gesundheit der Frau, des Kindes und des Jugendlichen, sowie die Verbesserung der Situation werdender Mütter/ Eltern vor und nach der Geburt eines Kindes. Auch wird Unterstützung im familiären Bereich angeboten. Der Verein wurde bereits 1994 gegründet und wird auch heute noch von vorwiegend ehrenamtlichen Helferinnen geführt. Es werden verschiedene Projekte, Kurse und Beratungen angeboten und erfolgreich durchgeführt.

Endometriose als eine der häufigsten Unterleibserkrankungen von Frauen und ein Beispiel für die Notwendigkeit der Gendermedizin

Endometriose ist die Ansiedlung von gebärmutterähnlichen Zellen außerhalb der Gebärmutter. Die Krankheit zählt zu den häufigsten Unterleibserkrankungen von Frauen. Die genauen Zahlen sind schwer zu schätzen, aber etwa 10 Prozent aller Frauen leiden unter dieser Erkrankung. Zudem ist Endometriose in fast 50 Prozent der Fälle die Ursache eines unerfüllten Kinderwunsches. Frauen leiden unter anderem unter starken Schmerzen und Erbrechen während der Periode. Die Endometriose kann sich aber auch an andere Organe anlagern und somit zu Verdauungsproblemen und weiteren Schmerzen führen. Auch psychisch leiden betroffene Frauen sehr. Die Diagnose ist ein langjähriger und schwieriger Prozess. In Deutschland vergehen bis zur Diagnose im Schnitt 10 Jahre. Ein Grund hierfür ist, dass die meisten Ärtz*innen nicht ausreichend geschult sind – dabei ist  Endometriose für ein geschultes Auge oftmals schon am Ultraschall erkennbar. Es wird daher von der Politik mehr Aufmerksamkeit und Forschungsmittel gefordert. Eine Petition mit mehr als 100.000 Unterstützenden ist beispielsweise #endosilence.